Lange Zeit galt Deutsch als die Lingua Franca in vielen Bereichen der Wirtschaft, besonders in Mittel- und Osteuropa.
Doch die Zeiten ändern sich.
Während sich die englische Sprache immer mehr und mehr etabliert, hat das Interesse an der deutschen Sprache in vielen Regionen nachgelassen.
Das stellt viele deutsche Firmen vor ein Dilemma.
Einerseits wollen sie Kandidaten einstellen, die zumindest kommunikatives deutsch sprechen und qualifiziert sind, andererseits wird der Pool an Kandidaten, auf die beides zutrifft, immer kleiner.
Viele Firmen in Deutschland wollen keine englischsprachigen Kandidaten einstellen, weil sie darin große Probleme sehen.
Wir haben uns ein wenig mit den Problemen auseinandergesetzt und haben Lösungsvorschläge und Gründe, warum deutsche Firmen in Zukunft nicht um eine strategische Neuausrichtung herumkommen.
Warum wollen viele Firmen in Deutschland keine Kandidaten mit Englisch einstellen wollen?
Interne Kommunikation: Unternehmen befürchten, dass wenn Sie englischsprachige Kandidaten einstellen, die interne Kommunikation gestört wird, insbesondere unter Mitarbeitern, die nicht fließend Englisch sprechen.
Lösung: In der heutigen Zeit besitzt fast jeder ein Smartphone, mit dem man blitzschnell Dinge übersetzen kann. Durch die schnelle Entwicklung der KI gibt es mittlerweile sogar Kopfhörer, wie die von der Firma Timekettle, die in Echtzeit dolmetschen können.
Kundeninteraktion: Bedenken, dass englischsprachige Mitarbeiter möglicherweise nicht effektiv mit lokalen Kunden, Partnern und Lieferanten kommunizieren können, die eine Kommunikation auf Deutsch bevorzugen oder erwarten.
Lösung: Anders sieht das natürlich bei Kunden aus, als Unternehmen in Deutschland, welches deutsche Kunden bedient, wird von den Kunden erwartet, dass jemand deutsch spricht. Wenn man vorher weiß das bei einem Auftrag mit dem Kunden bzw. Mit Partnern oder Lieferanten gesprochen werden muss, kann man den englischsprachigen Mitarbeiter gemeinsam mit einem deutschsprachigen Mitarbeiter zu dem Auftrag schicken.
Bewahrung der Kultur: Einige Unternehmen betrachten die deutsche Sprache als integralen Bestandteil ihrer Unternehmensidentität und -kultur. Sie glauben, dass ein Wechsel zu Englisch diese Identität verwässern könnte.
Lösung: Die Angst, dass Englisch die deutsche Kultur in Firmen verdrängt, ist oft unbegründet. Unternehmen können global sein und trotzdem ihre deutschen Wurzeln ehren. So entsteht eine weltoffene und dennoch heimatverbundene Kultur, die alle anspricht. Die deutsche Kultur ist mehr als nur die deutsche Sprache.
Integration in die Gesellschaft: Es besteht die Befürchtung, dass Mitarbeiter, die kein Deutsch können, Schwierigkeiten haben könnten, sich in die lokale Gemeinschaft zu integrieren, was ihre langfristige Zufriedenheit und Bindung beeinträchtigen könnte.
Lösung: Wie bereits erwähnt, wollen die Mehrheit der Kandidaten aus Osteuropa in Deutschland nur temporär arbeiten. Wenn ein Kandidat sich aber dennoch entschließt, langfristig in Deutschland zu bleiben, ist die Wahrscheinlichkeit, dass er dann deutsch lernt, um sich besser integrieren zu können, sehr hoch.
Widerstand gegen Veränderungen: Unternehmen könnten sich aufgrund einer allgemeinen Zurückhaltung gegenüber Veränderungen gegen den Übergang zu Englisch wehren, insbesondere wenn ihr aktuelles Modell als erfolgreich wahrgenommen wird.
Lösung: Manche Firmen zögern, Englisch einzuführen, weil sie Veränderungen scheuen. Doch auch wenn das jetzige System gut läuft, kann Neues ausprobieren zu noch mehr Erfolg führen. Offen für Englisch zu sein bedeutet nicht, das Bewährte aufzugeben, sondern es durch neue Chancen zu bereichern.
Warum Kandidaten mit Englisch die Lösung sein können.
Wie eingangs erwähnt, nimmt das Interesse an der deutschen Sprache in vielen osteuropäischen Ländern ab, während gleichzeitig die Bedeutung des Englischen aufgrund der Globalisierung zunimmt.
Junge Menschen setzen verstärkt auf Englisch, da es ihnen mehr internationale Möglichkeiten eröffnet.
Obwohl noch deutschsprachige Kandidaten zu finden sind, verkleinert sich dieser Pool zunehmend.
Für Unternehmen, die eine langfristige Perspektive verfolgen, ist es daher ratsam, sich jetzt schon auf die Integration englischsprachiger Fachkräfte einzustellen.
Deutschland riskiert, im Wettbewerb um qualifizierte Fachkräfte aus Osteuropa ins Hintertreffen zu geraten.
Länder wie die Niederlande, Belgien, Dänemark, Schweden, Norwegen und Finnland haben bereits den Schritt gemacht und rekrutieren erfolgreich gut qualifizierte Fachkräfte aus Osteuropa, die Englisch sprechen.
Die positiven Erfahrungen, die diese Arbeitskräfte in den genannten Ländern sammeln, erhöhen ihre Bereitschaft, langfristig dort zu arbeiten und lassen Deutschland als Arbeitsort weniger attraktiv erscheinen.
Um wettbewerbsfähig zu bleiben und Zugang zu einem breiteren Pool an Talenten zu erhalten, müssen deutsche Unternehmen die Bedeutung englischsprachiger Kandidaten erkennen und entsprechende Anpassungen in ihrer Rekrutierungsstrategie vornehmen.
Fazit
Angesichts der sich wandelnden europäischen Arbeitsmarktlandschaft und des schwindenden Interesses an der deutschen Sprache in vielen osteuropäischen Ländern stehen deutsche Unternehmen an einem kritischen Wendepunkt.
Die Bedenken gegenüber der Einstellung englischsprachiger Fachkräfte und der Anpassung der Unternehmenskultur an eine mehrsprachige Umgebung sind verständlich, doch die vorgestellten Lösungsansätze zeigen, dass diese Herausforderungen überwindbar sind.
Mit kreativen Lösungen für die interne Kommunikation, Kundeninteraktion und die Bewahrung der Unternehmenskultur können deutsche Firmen nicht nur ihre Attraktivität für internationale Talente steigern, sondern auch ihre globale Wettbewerbsfähigkeit sichern.
Die Öffnung gegenüber englischsprachigen Kandidaten bietet die Chance, die Fachkräftelücke zu schließen und eine zukunftsfähige, vielfältige und innovative Arbeitsumgebung zu schaffen.
Die Zeit für eine strategische Neuausrichtung ist jetzt, um im internationalen Rennen um die besten Talente nicht ins Hintertreffen zu geraten.